Werkstatt
Diese Seite gibt einen Einblick in aktuelle Bau-Projekte.
In meiner Werkstatt entstehen die wunderlichsten Dinge: Aus grob behauenen Holzblöcken und fein gehobelten Holz-plättchen werden Musikinstrumente geformt wie vor hunderten Jahren. Meist durch bildliche Darstellungen oder rare Originale inspiriert entstehen so Klangwerkzeuge in Bauarten, welche vor fünf- oder sechshundert Jahren gepflegt wurden.
Seit über dreißig Jahren bemühe ich mich um das Ausfeilen von stilistischen und klanglichen Details, damit charaktervolle Streichinstrumente der jeweiligen Epoche wieder erstehen und erklingen können.
aus der Werkstatt des Giorgione in Castelfranco Veneto
Musikinstrumente des Mittelalters waren von jeher meine Leidenschaft. So habe ich Streichinstrumente der Jahre von etwa 1200 bis ins 15. Jahrhundert in mannigfacher Form und Zahl entstehen lassen.
In den letzten Jahren baute ich einige große, 5-saitige spät-mittelalterliche Fideln.
Für die nächsten Jahre plane ich Streichinstrumente des späten 15. und gesamten 16. Jahrhunderts. In diesen Jahren fanden die großen Entwicklungsschübe zur Violine in klassischer Form statt. Daneben wurden Streichinstrumente auch in anderen Formaten und Bauarten als der der "klassischen Violine in Cremoneser Bauart" gebaut, welche unser ungeteiltes Interesse verdienen.
Der Vielfalt an Modellen und dem Erfindungsgeist ihrer genialer Schöpfer waren (fast) keine Schranken gesetzt!
Im Winter 2016/17 entstanden die ersten Teile einer frühen Violine nach G. Ferrari (ca. 1530). Stellten Hals, Wirbelkasten und Schnecke nach dem Bau der Proto-Violine keine Probleme hinsichtlich Stil und Funktion dar, so ergab sich bei der Suche nach einer "authentischen" Wölbung von Boden und Decke eine komplexe Problematik: Die drei detaillierten Darstellun-gen von Wölbungen, welche wir vom Maler besitzen, sind recht unterschiedlich angelegt. Ich begann, gemeinsame Komponenten in den unterschiedlichen Bildwerken zu finden: hohe Wölbung über die ganze Länge, breite Randzone mit sehr dezentem Gegenschwung, Verlauf in pointierte, manieristische Ecken am Mittelbügel.
Ich beschloss, weder Bassbalken oder versteifte Mittelzone in der Decke, noch einen Bassbalken als durchgehende Verbindung zum Boden einzuplanen. Das gut grundierte Instrument bekam schliesslich einen zarten, sehr hellen Öllack und klingt nun, mit dem entsprechend kurzen und leichten Bogen gespielt, hell, ausgeglichen und kernig.
Die Korpus-Schale eines Renaissance-Rebec hatte ich schon ewig in der Werkstätte liegen - nun endlich habe ich an dem Instrument die restlichen Teile ergänzt: neben Fichte und Ahorn kamen auch Nuss und Stechpalme zum Einsatz. Stilistisch passt der elegante Dreisaiter in das frühe 16. Jahrhundert.
Diese beiden Darstellungen von Lira-Viellen (L. Costa, 1497) stellen sehr induviduelle Interpretationen nach kleineren, auf der Schulter gespielten Instrumenten der Epoche dar. Der Künstler lässt sie in da-gamba-Position spielen - eine willkommene Bereicherung in das Tenor-Register für heutige Interpreten von spätmittelalterlicher Musik.
Ich habe ein solches Instrument nun für eine Kundin in Nürnberg rekonstruiert, welche vom Cello her kommt.
Ich war seit vielen Jahren auf der Suche nach einem "idealen Barock-Violinbogen" - vielleicht ein absurder Gedanke an sich...?!
Durch die liebenswürdige Aufmerksamkeit eines jungen Kollegen, welcher schon einige Bögen aus meiner Werkstatt besitzt, habe ich nun die Daten zu einem sehr interessanten, alten Violinbogen erhalten. Wenn ich diese richtig deute, handelt es sich bei diesem Original um einen deutschen Bogen von etwa 1720, welcher eine auffällige Ähnlichkeit mit dem zur Viola d'amore von Caspar Stadler (1714) im GNM Nürnberg bewahrten Bogen aufweist.
Wie dieser ist er aus Schlangenholz gefertigt. Er besitzt am Griff-Ende neben einer Ausnehmung für einen Steckfrosch noch die Reste einer zweiten solchen Plattform am Stangen-ende. Der Bogen wurde demnach vermutlich noch im 18. Jh. gekürzt (!) und weiterhin als Steckfrosch-Bogen eingesetzt. Ich rekonstruierte ein "originales Stangenende" nach dem Nürnberger Bogen - mit einer Gesamtlänge von 673 mm ist er leicht länger als der Bogen zum Stadler-Instrument (662 mm).
Das Gesamtgewicht des neuen Modells beträgt 54 Gramm. Dank meiner 28 Jahre und länger gelagerten Schlangenholz-Vorräte besitzt die Stange eine enorme Steifheit, ohne unflexibel zu sein. Schon das erste Einspielen hat riesig Spaß gemacht!
Im Sommer 2024 begann ich ein neues Projekt: eine da-gamba-Position spielende Kollegin wollte ein Streichinstrument für spätes-Mittelalter-Repertoire und so sahen wir uns Details von italienischen und spanischen "Vorfahren der Viola da gamba" des 15. Jahrhunderts an, um dann einen 5-Saiter mit eher kurzer Mensur zu planen.
Ich bekam von meinem Holzhändler wunderbares Eschenholz mit einer dem Olivenholz sehr ähnlichen Zeichnung. Hals und Wirbelkasten machte ich wie immer aus Feldahorn und die Decke aus einteiliger Fichte, wie wir es noch von Instrumenten des 16. Jahrhunderts kennen.